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EU-Bericht: Neuwagen stossen 20% mehr CO₂ aus als deklariert

  • anette.michel
  • 25. März 2024


Seit 2021 müssen Neuwagen in der Schweiz und der EU mit Geräten ausgestattet sein, die den Treibstoffverbrauch sowie die gefahrenen Kilometer messen, auf Englisch «on-board fuel consumption monitoring»-Geräte (OBFCM). Die Autohersteller müssen die Verbrauchsdaten der Europäischen Kommission zukommen lassen. Diese will mit den Messdaten überwachen, wie gut die offiziellen Verbrauchsangaben dem realen Verbrauch entsprechen. Da die CO2-Emissionen direkt vom Treibstoffverbrauch abhängen, lassen sich auch diese überprüfen.

Plug-in-Hybride stossen im Durchschnitt 3.5 mal mehr CO2 aus als deklariert.

Am 18. März hat die Europäische Kommission die erste Auswertung von OBFCM-Messdaten veröffentlicht, die von 600'000 Autos in der EU stammen. Der Bericht zeigt, dass Autos im Durchschnitt pro Kilometer 20% mehr CO2 ausstossen als gemäss offizieller Deklaration. Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen Marken und Antrieben. Bei Benzinern beträgt die Abweichung durchschnittlich 24%, bei Dieslern 18%. Besonders gross ist die Abweichung bei Plug-in-Hybriden (PHEV): diese Autos stossen im Durchschnitt 3.5 mal mehr CO2 aus als deklariert. Diese Abweichung entspricht etwa 100 g CO2 pro Kilometer.

Abweichung wächst jährlich

Bereits davor hat eine Auswertung des International Council on clean Transportation (ICCT) auf die Abweichung zwischen realem und deklariertem Verbrauch hingewiesen. Das ICCT verglich die Angaben von 160'000 Autofahrenden zum Realverbrauch von deren Autos auf spritmonitor.de mit den offiziellen Verbrauchsangaben und fand einen durchschnittlichen Mehrverbrauch von 14%. Durch den Vergleich von Autos verschiedener Jahrgänge zeigt der ICCT-Bericht, dass die Lücke seit der Umstellung auf den neuen Messstandard im Jahr 2017 jedes Jahr grösser wird.

Die Europäische Kommission will OBFCM-Daten weiterer Jahre auswerten und auch für leichte Nutzfahrzeuge. Bei leichten Nutzfahrzeugen sind OBFCM-Geräte erst seit 2022 vorgeschrieben und im aktuellen Bericht fehlen deshalb Resultate für diese Fahrzeuge. Deuten die OBFCM-Daten weiterer Jahrgänge auf eine steigende Kluft zwischen realem und deklariertem Verbrauch hin, wird die EU Massnahen dagegen in Erwägung ziehen.

Bei Plug-in-Hybriden sind ab 2025 bereits kleine Verbesserungen bei der Berechnung der Deklaration vorgesehen. Laut ICCT bringen diese aber nicht viel – und auch die EU-Kommission kündigt bereits an, weitere Korrekturen könnten nötig sein.

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