Heimladestation – So gelingt die Installation

Die Nachfrage nach Lademöglichkeiten für Elektroautos am Wohnort steigt. Viele Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien und Verwaltungen zögern jedoch, Ladestationen zu installieren. Ein Leitfaden hilft jetzt, Unsicherheiten und Hürden abzubauen.

  • Anette Michel, Projektleiterin eco-auto.info
  • 20. Dezember 2023
Während der langen Parkierdauer müssen Autos nur kurz geladen werden. Eine intelligente Steuerung sorgt für eine sinnvolle Verteilung der vorhandenen Ladeleistung.
Bild: Adobe Stock / scharfsinn86


Der Marktanteil der Elektroautos steigt – im laufenden Jahr ist bis September jedes fünfte neu zugelassene Auto ein Elektromodell. Tendenz steigend. Dies ist primär auf ein grösseres Marktangebot und sinkende Kaufpreise zurückzuführen. Bei vielen Autokäuferinnen und Autokäufern, die sich mit einem Umstieg auf ein Elektroauto auseinandersetzen, stellt sich allerdings die Frage: wo und wie kann das Elektroauto geladen werden? Komme ich zu einer privaten Ladestation – und wie?

Vieles spricht dafür, das Elektroauto wenn möglich dort zu laden, wo es sowieso mehrere Stunden parkiert ist: zu Hause oder am Arbeitsplatz. So entfällt die Fahrt zur öffentlichen Ladestation und das Warten während des Ladevorgangs. Auch die Kosten sprechen für langsames Laden zu Hause: der Strompreis ist hier deutlich tiefer als an einer öffentlichen Ladesäule, wo in der Regel mit höherer Leistung schneller und teurer geladen wird. Was für die Nutzerinnen und Nutzer bequem und günstig ist, dient auch dem Netz: Da die Autos länger parkiert werden, als für die Ladung notwendig ist, können Ladevorgänge sinnvoll gesteuert werden. Doch oft sind die Parkplätze zu Hause noch nicht mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet.

Swiss eMobility, der Schweizer Elektromobilitäts-Branchenverband, hat dieses Jahr einen «Leitfaden Ladeinfrastruktur» publiziert. «Dieser richtet sich insbesondere an Besitzende und Verwaltungen von Liegenschaften und soll bestehende Unsicherheiten rund um die Installation von Ladeinfrastruktur ausräumen», erklärt Luc Tschumper, stellvertretender Direktor von Swiss eMobility und Hauptautor des Leitfadens. Der Leitfaden ist in enger Abstimmung mit Akteurinnen und Akteuren aus Auto-, Elektro- und Strombranche sowie der Immobilienbranche (SVIT, Hauseigentümer- sowie Mieterinnen und Mieterverband, Verwaltung) entstanden. Erklärt werden die wichtigsten technischen Grundlagen, das Vorgehen für eine Installation sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Kein «Recht auf Laden» für Mietende

Eine enttäuschende Nachricht hat Tschumper für Mieterinnen und Mieter: «Sie sind vom Goodwill der Eigentümerin oder des Eigentümers abhängig. Ohne deren Einverständnis dürfen sie keine Ladestation einbauen.» Allenfalls helfe der Hinweis auf den Leitfaden, um Vermieterinnen und Vermieter zu motivieren. Jürg Grossen, zugleich Präsident von Swiss eMobility und der Grünliberalen Partei, setze sich im Parlament weiterhin für ein «Recht auf Laden» ein.

Für Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Verwaltungen von Mehrparteiengebäuden zeigt der «Leitfaden Ladeinfrastruktur» die nötigen Schritte von den Vorabklärungen über die Planung und Umsetzung bis zum Betrieb der Ladeinfrastruktur auf. Im Stockwerkeigentum muss zusätzlich die Versammlung der Eigentümerinnen und Eigentümer einer Installation zustimmen.

Der Gebäudecheck ist sehr zu empfehlen – auch wenn noch nicht klar ist, ob und wann Ladestationen installiert werden.

Als Teil der Vorabklärungen empfiehlt Swiss eMobility einen Gebäudecheck, für den eine Fachperson eine Übersicht der vorhandenen Elektroinstallationen zusammenstellt, Vorschläge für den Ausbau der Ladeinfrastruktur formuliert und eine Kostenschätzung abgibt. «Der Gebäudecheck ist sehr zu empfehlen – auch wenn noch nicht klar ist, ob und wann Ladestationen installiert werden», unterstreicht Tschumper. «Er dient als wichtige Entscheidungsgrundlage. Zudem können auf seiner Basis jederzeit rasch Offerten eingeholt werden – auch längere Zeit nach seiner Erstellung.»

Steuerung, Abrechnung und Ausbaumöglichkeit

Heimladestationen bieten in der Regel eine Ladeleistung von 11 Kilowatt. «Je nach Energieeffizienz der Fahrzeuge lässt sich so in 2 Stunden Strom für eine Reichweite von ungefähr 100 Kilometern laden», so Tschumper. Im Durchschnitt legen Personenwagen weniger als 25 Kilometer pro Tag zurück. Meist müssen Elektroautos also nur während rund vier Stunden pro Woche geladen werden.

Bei mehreren Ladestationen sorgt eine Steuerung dafür, dass die verfügbare Leistung auf die ladenden Fahrzeuge verteilt wird – entweder durch eine Leistungsverteilung oder mit einer zeitlichen Staffelung der Ladevorgänge. So reicht der vorhandene Hausanschluss in den meisten Fällen aus. «Die Ladestationen sollten intelligent steuerbar sein, die Abrechnung erleichtern und einen späteren Ausbau erlauben», fasst Tschumper die wichtigsten technischen Eigenschaften einer Ladeanlage zusammen. Neben einer intelligenten Steuerung der Ladevorgänge sollten die Ladestationen dank Stromzähler und entsprechender Software eine Abrechnung der Stromkosten ermöglichen. Und letztlich sollten erste Ladestationen problemlos um weitere ergänzbar und damit ausbaufähig sein. Dies bedeutet primär, bei der Installation der ersten Ladestationen die Stromleitungen bereits zu weiteren Parkplätzen zu führen, damit diese später einfacher mit Ladestationen versehen werden können.

Sinnvolle Investition

Für die Installation von Ladestationen muss mit Kosten von 2500 bis 5000 Franken pro Parkplatz gerechnet werden. Je mehr Parkplätze mit einer Lademöglichkeit versorgt werden, umso geringer sind die Kosten pro Parkplatz. «Die Nachfrage nach Lademöglichkeiten wird stark zunehmen – die Installation von Ladestationen ist darum eine sinnvolle Investition in eine Immobilie. Über eine höhere Parkplatzmiete können die Investitionskosten zudem gedeckt werden», ergänzt Tschumper.

Werden bei der Installation der ersten Ladestationen die Stromleitungen bereits zu weiteren Parkplätzen geführt, können diese später einfacher mit Ladestationen versehen werden. Bild: Swiss eMobility

Hilfreiche Unterlagen

Der «Leitfaden Ladeinfrastruktur» ist in zwei Versionen erhältlich: die eine betrifft Mietobjekte, die andere das Stockwerkeigentum. Dazu sind Vorlagen und Merkblätter verfügbar, etwa für BesitzerInnen von Photovoltaikanlagen. Alle Unterlagen stehen bei Swiss eMobility zum Download bereit. Sie wurden von Swiss eMobility mit Unterstützung durch EnergieSchweiz sowie weiteren Fachpersonen ausgearbeitet.

Weitere Informationen zum Laden von Elektrofahrzeugen bietet EnergieSchweiz zudem unter www.laden-punkt.ch.